DAS  UNGEKÜRZTE  INTERVIEW

Beantwortung ALLER Fragen von Michael Fuchs-Gamböck - teilweise veröffentlicht am 18.05.2021 im Ammersee Kurier

 

Zu den Fragen über KUNST am BERG:

 

Was war die Grundidee für „Kunst am Berg“, wann kam sie auf?

Es gab keine Grundidee, das Ganze entwickelte sich erst. Ich suchte 2017 ein Lager für meine Bilder. Ein leer stehender Laden in der Nachbarschaft bot sich an, war aber zu teuer für mich allein. Da traf es sich, daß eine Kollegin ein Atelier suchte und wir die Räume gemeinsam anmieten konnten. Nach einem Jahr schied sie jedoch wieder aus und mein Partner und Kollege Günter Stiegelmaier stieg mit ein. Erst nach einigen Monaten gaben wir unseren multifunktionalen Räumlichkeiten unterhalb des Klosters dann den Namen „Kunst am Berg“. Dabei entschieden wir uns ganz bewußt, in Andechs für zeitgenössische Kunst aus der Region zu werben, denn das ist es, was wir gerne sind: vorwiegend regional agierende Künstler.

 

Sehen Sie „Kunst am Berg“ eher als Galerie oder eher Ladengeschäft oder als beides in einem?

Weder noch. „Kunst am Berg“ sind einfach nur Räumlichkeiten, die verschiedenen Zwecken dienen. Hier befindet sich das Lager meiner Bilder und es gibt einen Atelierbereich, der vorwiegend von Günter Stiegelmaier genutzt wird. Da es zwei Schaufenster gibt, nutzen wir die dahinter liegenden Bereiche für Dauerausstellungen unserer eigenen Werke. Neben den wechselnden Präsentationen in diesem Ausstellungsbereich, den man wunderbar von außen betrachten kann,  laden wir ca. 2 x jährlich gezielt zu Ausstellungen ein.

Es gibt keine regelmäßigen Öffnungszeiten. Geöffnet ist, wenn jemand da ist oder wenn man sich mit uns dort verabredet. Häufig ist dies auch ganz kurzfristig möglich.

 

Nach welchen Kriterien wählen Sie Kunstwerke aus, die gezeigt werden?

Wie gesagt, zuerst einmal ist der Ausstellungsraum für unsere eigenen Werke reserviert. Obwohl wir sehr unterschiedliche Herangehensweisen haben und künstlerisch auch unterschiedliche Stile pflegen, werden unsere Werke in der Regel als gut zusammenpassend erlebt. 

Für die Zukunft planen wir jedoch, auf Anfrage und nach Prüfung „ob es paßt“, den Ausstellungsbereich gelegentlich auch anderen Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung zu stellen. Dies wird dann gegen eine Kostenbeteiligung möglich sein. Wie gesagt: wir sind keine Galeristen, sondern einfach nur Künstler mit einem eigenen, verdammt schönen Ausstellungsraum, der – zugegebenermaßen - die Anmutung einer Galerie hat.

 

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft Ihrer Galerie von „Kunst am Berg“?

Gleich zu Beginn der Pandemie war es mir ein Anliegen, Verbundenheit mit anderen hier lebenden Kolleginnen und Kollegen zu signalisieren, auch aus der tiefen Überzeugung heraus, daß wir uns gegenseitig und stärker als bisher unterstützen können. Auf unserer Website entstand deshalb in kurzer Zeit ein solidarisches Online-Netzwerk, dem sich mittlerweile über 100 Kolleginnen und Kollegen der Region angeschlossen haben. Nach wie vor ist damit ein Aufruf an Kunstliebhaber verbunden, der heißt: „Kaufen Sie Kunst von Künstlerinnen und Künstlern der Region!“, denn wir sind viele – und viele sehr gute! Es gibt noch viel Luft nach oben, was die Möglichkeiten angeht, die in diesem Netzwerk stecken. Sponsoren sind natürlich willkommen, das würde uns finanziell mehr Spielraum für die Realisierung neuer Ideen geben.

 

Kunst und Kultur sind ursprünglich da, um uns daran zu erinnern, daß wir Menschen das Ergebnis des großen Miteinanders von allem Lebendigen auf dieser Erde sind und daß auch unser Weiterleben nur so gelingen wird.

Als Kulturschaffende möchten wir, wie bescheiden auch immer, weiterhin genau daran erinnern.

 

Betrachten Sie sich als eine Art „lebendes Gesamtkunstwerk“?

Wenn wir die Tatsache, daß es menschliches Leben gibt, als den größten Akt von Kreativität überhaupt verstehen – so wie es die Quantenphysik heutzutage beschreibt -, dann betrachten wir uns gerne als Teil dieses lebenden Gesamtkunstwerks. 

 

 

Zu den Fragen über mich und meine Arbeit /wurden aus Platzgründen leider gestrichen

 

Woher kommt in der Regel Inspiration für neue Bilder und Kunstwerke?

Für meine Malerei brauche ich nur selten das Gegenständliche, das bereits sichtbar Gewordene. (Dem folge ich lieber mit dem Fotoapparat.) Beim Malen sind es eher Gedanken und Einsichten, die ich in Gesprächen, beim Lesen, durch ein Kunstwerk oder durch die Beschäftigung mit den Kulturen der Welt erfahre. Oder aus der Stille, dem Nichts-Müssen. Ich schöpfe viel aus einer spielerischen Haltung dem Leben gegenüber und finde es wichtig, immer wieder neue Blickwinkel einzunehmen, auf starre Konzepte zu verzichten, mich auf das Abenteuer einer flexiblen Selbst- und Weltwahrnehmung einzulassen. Da man Formen auch als „eingefrorene Bewegungen“ sehen kann, beginne ich oft völlig absichtslos mit einigen, momentan für mich stimmigen Bewegungsimpulsen. Gerne verdichten diese sich in der Folge zu vernetzten, komplexen Strukturen, quasi „Geweben des Lebens“, denen ich gerne und instinktiv eine heitere Note verleihe, einfach weil dies wohl meiner Natur entspricht. Oder es entspringt dem anfänglich chaotischen „Farben- und Formenkompost“ eine zuvor nicht beabsichtigte Erkennbarkeit „von irgendetwas“, dem ich dann nachgehe und Gestalt verleihe. Der Zufall spielt dabei zwar ein Rolle, die Entscheidung jedoch darüber, was bleibt und was nicht, ist das Ergebnis oft stunden- und tagelangen Schauens, Spürens und Abwägens. Meine Kompositionen enthalten häufig Collage-Elemente, deren Zusammentreffen normalerweise eher unwahrscheinlich ist. Und doch passiert es, genau wie in der Evolution, im liebevollen Mitschwingen von allem mit allem - mit dem Ergebnis, daß am Ende, ganz und gar ungeplant, etwas völlig Einzigartiges heraus kommt, wie eine Rose, ein Igel, ein Mensch… Oder ein Bild eben.

 

Was treibt Sie sowie Ihren Partner Stiegelmaier beim Malen an, wo Sie sich beide angeblich ungern auf einen besonderen Stil reduzieren lassen?

Ich denke, daß ich meinen Teil dieser Frage oben schon beantwortet habe. Für Günter Stiegelmaier kann ich an dieser Stelle nicht sprechen, ich denke, das sollte er gelegentlich einmal selbst tun. Unsere Wege zur Kunst sind sehr verschieden und unser Umgang damit auch. In vielen Punkten wird er sich meiner Haltung wohl anschließen, aber seine Einzigartigkeit ist eben doch wieder eine andere als meine.

 

Wie kam es dazu, dass Sie seit 2007 die einjährige eine „Grundausbildung Materie“ anbieten, was steckt konkret hinter diesen Kursen dahinter?

Um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, habe ich schon bald nach meinem Kunststudium damit begonnen in der Erwachsenenbildung als Dozentin für Malerei zu arbeiten, anfangs nur gelegentlich über die Volkshochschule, seit 1999 dann auch selbstverantwortlich in meinem eigenen Atelier. Über die Jahre wuchsen meine Erfahrungen sowohl in der Malerei als auch im Unterrichten und so ergab sich eines Tages wie von alleine die Schlußfolgerung: eigentlich könnte ich nun eine ganze Ausbildung anbieten.

Beim Ausarbeiten des 40tägigen Lehrplans, folgte ich dann zwei einfachen Fragen. Erstes: wie wäre ich selbst gerne ans Malen herangeführt worden? Und zweitens: Wie kam es, daß der Mensch vor Urzeiten überhaupt mit dem Malen begann – und wie hat sich die Malerei parallel zur Geschichte der Menschheit über die Jahrtausende entwickelt? In den 12 Modulen der Ausbildung ist es mir ein Anliegen, mehr als nur irgendwelche Techniken zu vermitteln. Ich freue mich immer, wenn es mir gelingt, in meinen Schülerinnen und Schülern ein grundlegendes Verständnis von Malerei und Kunst zu erwecken. Malen lernen heißt sehen lernen. Ja, so ist das.

 


Das Interview mußte aus Platzgründen gekürzt werden. Die einleitenden Worte im Artikel stammen von dem Journalisten und werden hier ebenfalls nicht wiedergegeben.